LEBENSDATEN |
Arthur Illies Am 9. Februar 1870 wird Arthur Illies als Sohn des Kaufmanns Theodor Friedrich Wilhelm Illies und seiner Frau Mathilde geb. Schwarze in Hamburg geboren. Arthur Illies besucht das Realgymnasium des Johanneums und beginnt mit 16 Jahren eine Dekorationsmalerlehre bei Wirth & Bay. Abends geht er zu Aktzeichenkursen bei Paul Duyffcke an die Gewerbeschule und an Sonntagen zu Kursen für Tierzeichnen bei Heinrich Ehrich in den Zoo. 1889 siedelt er nach München über. Hier beginnt er das Studium an der Kunstgewerbeschule bei Ludwig Lesker. 1890 wechselt Illies an die Akademie, wo er zwei Jahre lang bei Johannes Herterich studiert. Doch das Heimatliche, Bodenständige fehlt ihm in seiner Kunst: „Ostern 1892 stand ich während eines Aufenthaltes in Hamburg vor einem niedersächsischen Bauernhof in Langenhorn, und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich hier etwas sah, das mir innerlich näher stand als alles, was die Akademie und München mir allenfalls geben konnten.“ (Selbstbiographie Mai 1940) Illies bricht sein Studium in München ab und kehrt nach Hamburg zurück. Er schließt Bekanntschaft mit dem Direktor der Kunsthalle Alfred Lichtwark und dem Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe Justus Brinkmann. 1895 übernimmt er eine Lehrtätigkeit an der „Malschule für Damen“ von Valesca Röver, die er bis 1908 fortführt. Illies beteiligt sich an verschiedenen Ausstellungen. 1896 erwirbt die Hamburger Kunsthalle zwei Heide-Gemälde von Illies. Arthur Illies gehört mit Julius von Ehren, Ernst Eitner, Thomas Herbst, Paul Kayser, Friedrich Schaper, Arthur Siebelist, Julius Wohlers und wohl auch Alfred Mohrbutter zu den Gründungsmitgliedern des „Hamburgischen Künstlerclub von 1897“, dessen Plakate und Graphikmappen er größtenteils entwirft. Zweck des Clubs ist die gegenseitige Anregung hamburgischer bildender Künstler und die geschlossene Ausstellung von Arbeiten der Mitglieder vornehmlich bei Commeter. Die Gründung dieser auflehnenden Künstlergruppe ist sicherlich auf Alfred Lichtwarks Betreiben zurückzuführen, der auch den Kontakt zu Commeter einfädelte. 1900 heiratet Illies Minna Schwerdtfeger. Sie stirbt 1901 bei der Geburt der Tochter Helga. Vier Jahre später heiratet er Georgie Rabeler, die er als Schülerin der Malschule Röver kennengelernt hat; aus dieser Ehe stammen die Kinder Kurt, Herta, Harald und Anke. 1908 wird Arthur Illies an die Kunstgewerbeschule Hamburg als Lehrer einer Klasse für Figuren- und Aktmalerei berufen, wo er 1926 den Professorentitel erhält. Seine frühe Malerei ist von Stilversuchen und unterschiedlichen Sujets geprägt. Es finden sich in seinem Frühwerk impressionistische und naturgetreuere Gemälde. Nach 1900 entstehen stilisierende, dekorative und um 1912 auch in fauvehaften Farben gesetzte pointillistische Bilder. Seine Themen sind vielfältig. Es entstehen Landschaften, Tierstudien und Straßenszenen Hamburgs, Bilder von der See, Nixen- und Märchenbilder sowie Aktstudien und eine große Zahl Porträts. Im Ersten Weltkrieg kommt Illies als Kriegsmaler an die Ostfront nach Russland. Hier entsteht eine Reihe von Bildern, die 1918 an der Kunstgewerbeschule in Hamburg ausgestellt werden. Nach Ende des Krieges wendet er sich auch der religiösen Malerei zu. Gleichzeitig entstehen Serien norddeutscher historischer Städte. Am 27.5.1933 wird Illies aus der Kunstgewerbeschule entlassen, nachdem er sich mit seinen Hamburger Kollegen schon länger nicht mehr versteht. Kurz vorher beantragt er seine Aufnahme in die NSDAP. Dank guter Verbindungen zu den Nationalsozialisten wie etwa dem Gauleiter Telschow kann er sein Werk auch bis 1945 in einigen Ausstellungen zeigen, mehrfach auch in den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Münchener Haus der Kunst. 1935 versteigt er sich bei einem – nicht angenommenen – Entwurf für die Räume des Lübecker Holstentors gänzlich in den Stil der Machthaber. 1934 zieht er nach Lüneburg, wo er von der Stadt ein Atelier im Alten Kaufhaus zur Verfügung gestellt bekommt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebt Illies mit seiner Frau Georgie, von den Besatzungstruppen aus dem gemieteten Haus in der Soltauer Straße geworfen, kärglich in seinem Atelier. Er ist, zunächst ohne seine Pensionseinkünfte, allein auf Bilderverkäufe angewiesen. Im Entnazifizierungsverfahren wird ihm am 28.1.1947 die Hälfte und im Juni 1949 schließlich wieder die volle Pension zugestanden. Im Spätwerk widmet Illies sich immer mehr dem Stillleben. Er war aber – besonders in seiner ersten Lebenshälfte – nicht nur Maler, sondern als Kind seiner Zeit durch den Jugendstil und dessen ganzheitlichen Ansatz beeinflusst; er war auch Graphiker und Kunstgewerbler, der von Möbeln bis zur Stuckverzierung, beispielsweise für seine eigene Wohnung, alles selbst entwarf. Die graphischen Arbeiten nehmen im Werk von Illies einen breiten Raum ein. Neben Radierungen, Lithographien, Holz- und Linolschnitten erfindet er auch Hoch- und Tiefdruckkombinationen, die ihm den Farbdruck mittels nur einer Platte erlaubt. Arthur Illies starb am 27. Mai 1952 in seiner Atelierwohnung im „Alten Kaufhaus“ in Lüneburg. Er hinterließ ein umfangreiches, 2600 Gemälde, 1200 Zeichnungen und zahlreiche Graphiken umfassendes Werk, von dem 1945 und später beim Brand des Kaufhauses einiges vernichtet wurde. Oliver Fok, MA Änderungen Hans-Christian Schimmelpfennig |
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